Kultur-TschoK  


My big fat greek wedding

Ja moin,

gestern mal wieder in's Kino gegangen. Für alle Unbedarften: Das sind diese öffentlichen Anstalten, wo Heimkinos aufgebaut sind und in denen man Filme anschauen kann, ohne die Möglichkeit zu haben, vor- und zurückzuspulen, zu zoomen, Pause zu machen und die Werbung ist immer nur vor dem Film.

Das Kino: Das Abaton in HH - ein schönes Programmkino mit halbwegs erträglicher Medium-Leinwand im kleinen Saal und angenehmer Atmosphäre, in der Regel besucht von intellektuellem Non-Chips-Publikum.

Der Film: My big fat greek wedding; natürlich O.m.U. Zuerst: Ich hab lange nicht mehr soviel gelacht. Herrliche Story, klasse Darsteller, intelligente Situationskomik, wunderbare Zitate - alles in allem ein in jeder Hinsicht empfehlenswerter Film für Freunde des anspruchsvollen Humors. Zwar ist das Happy End schon im Titel enthalten, aber das tut der Spannung keinen Abbruch. Man weiß, was kommen wird, kann es sich eigentlich erst gar nicht vorstellen und freut sich dann darauf zu erfahren, wie es dazu kommt (wie bei Columbo halt). Außerdem lernt man wirklich ne Menge über Griechen und Griechenland.

Das Publikum: Sagen wir es so: Ein Wunder, dass ich nicht wegen Totschlag im Knast sitze. Das Kino war gar nicht so voll, aber dank intelligenter Platzverteilung (ja, Platzkarten) saß neben uns eine Reihe penetranter, nerviger, schlecht erzogener Mittzwanziger weiblichen Geschlechts - ich vermute, eine Therapiegruppe, die nach erfolgreichem Gruppenpissen mit Selbsterfahrung etwas Zerstreuung im Kino sucht. Oder etwas Ähnliches.

Insbesondere das unkultivierte und pädagogoisch mißratene Exemplar neben meiner ErstBestenHälfte war ein nachhaltiges Argument dafür, in Zukunft doch aufs Kino zu verzichten und sich stattdessen ne DVD reinzuziehen:

Schon beim - natürlich - Zuspätkommen der Meute, die an uns vorbei mußte, wurde ich wegen einer Überdosis extrem penetranten Haarsprays des sich neben uns platzierenden mißratenen Exemplars der Gattung Homo sapiens fast ohnmächtig.

Der Film begann mit einer Art "Döner-Wettessen-in-einer-Reihe". Die Schmatzgeräusche bekam selbst ich - dank neuer Hörgeräte - mit. Den Tsatsiki-Geruch der darüber hinaus nonstop palavernden Meute natürlich auch.

Nach der Dönerorgie kam dann eine Tüte Würmer zum Vorschein, die den restlichen Film über geleert wurde. Das Geknister war unbeschreiblich.

Die Körperhaltung des Subjekts neben meiner ErstBestenHälfte erinnerte während es kompletten Films an Dustin Hoffmann in "Rain Man": Vor, zurück, vor, zurück, vor, zurück. Ich war kurz davor, laut zu rufen: "Enschuldigung, könnten Sie mal den Vibrator aus ihrem Arsch entfernen und ruhig sitzen bleiben, damit ich den Film da vorne beobachten kann?"

Ganze 5 mal (in Worte: FÜNF) wurde mit Feuerzeug als Lichtquelle minutenlang laut kramend irgendwas in der Handtasche gesucht.

Sehr entspannend auch das penetrant laute Gemecker an falschen Stellen, dass an das Geräusch eines lebendig gerupften Huhns erinnerte und wohl eine Art Humoräußerung darstellen sollte.

Fazit: Ich habe in meinem ganzen Kinoleben noch nie neben so einem nervenden ... Menschen gesessen (ich muss bei der Verwendung des Wortes "Menschen", das ja ein Mindestmaß an Kultur voraussetzt, in diesem Fall wirklich zögern). Immerhin habe ich es mir verkniffen, der Dame die Tüte Würmer einfach wegzureissen und über die Perücke zu kippen. Nicht verkneifen konnte ich es mir hingegen, nach dem Film - als wieder das Handtaschengekrame losging - das betreffende Subjekt anzutippen und mit einem liebreizenden Lächeln laut und deutlich und freundlich zu sagen: "Entschuldigen Sie bitte, aber Sie sind die mit Abstand nervigste Person, neben der ich je in einem Kino gesessen habe. Einen schönen Abend noch".

Ich hoffe, ich treff die mal irgendwann wieder. Als Personalchef in einem Bewerbungsgespräch. Oder besoffen im Auto vor einem Zebrastreifen. Hauptsache: Nicht wieder im Kino.

Aber der Film war klasse!


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