Kultur-TschoK |
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About Schmidt Ich gebe zu: Ich kann's einfach nicht lassen. Weil ich zu neugierig auf den Film war, weil ich Großformat liebe, weil ich gern mal unterwegs bin und weil ich trotz nervender Mitmenschen finde, dass man im Kino viel intensiver sieht, war ich wieder einmal im geliebten Hamburger Abaton und hab mir About Schmidt angesehen - natürlich in der O.m.U.-Version. Extrem geil auch diesmal wieder: Das Publikum. Durchschnittsalter 65. War vielleicht doch keine gute Idee, die Sonntagsnachmittagsvorstellung auszusuchen. Also stehen wir (ich und meine ErstBesteHälfte) in einer Reihe kukidentgepfleger, handtaschenbewaffneter, tratschender und aufgeregter Butterfahrtlinge beiderlei Geschlechts, die sich anscheinend verirrt haben. Denn es gibt nix umsonst und der Film ist auf englisch. Ich mache mich natürlich gleich wieder unbeliebt weil ich es nicht lassen kann, den Kommentar des älteren, vornehmen, offenbar kinderlosen Pärchens hinter mir "wer geht denn mit Kindern ins Kino die verstehn das doch gar nicht" bezüglich der Kinderflut, die aus dem Kino stürmt (Sonntags nachmittags ist dort immer Kinderfilm angesagt) bissig kontere mit einem aufreizenden "was machen bloss die ganzen alten Leute hier, die verstehn doch kein englisch und müssen ständig aufs Klo". Meine EBH schämt sich mal wieder entsetzlich, ich ernte böse Blicke und kann mir ein Grinsen nicht verkneifen. Das Kino war ansonsten voll. Ausverkauft. Wer je gesehen hat, mit welcher verbissenen Leidenschaft sich Rentner um die besten Plätze im Kino prügeln können, der hält American Football für einen Liebesbeweis. Ich habe seit heute auch die Hoffnung aufgegeben, dass Alter automatisch zu Kultiviertheit führt. Ansonsten - während des Films - war es relativ ruhig. Es wurde an den richtigen Stellen gelacht - und es gab viel zu lachen, wobei besonders Zyniker und Kaurismäki-Fans auf ihre Kosten kommen dürfen, weil der Humor in About Schmidt von dieser nachdenklich machenden Sorte ist, bei der man gleichzeitig nasse Augen bekommt. Trotzdem ist es keine Tragikomödie - eher ein ernster Film über das Leben, der deshalb viele tragikomische Momente beinhaltet, weil das Leben nunmal verdammt tragikomisch ist. Würde es einen Oscar für den Film mit den meisten bewegenden Momenten geben: About Schmidt müsste ihn erhalten. Und natürlich auch Jack Nicholson, der kongenial spielt - meiner Meinung nach die beste Rolle, die Nicholson je gespielt hat. Und nebenbei auch die Realistischste, die Hoffnungsloseste, die Tragischste und die Desillusionierteste. About Schmidt ist ein Film, der Angst macht, der nachdenklich macht, und der Hoffnung gibt, dass im Endeffekt nicht alles umsonst war. Er stellt das Leben selbst in Frage - denn Schmidt hat eigentlich alles richtig gemacht. Und trotzdem alles falsch. Es ist ein perfekter Film für Midlife-Crisis-Gebeutelte, und für Beziehungsmüde, die auf Sinnsuche sind. Ein empfehlenswerter Film für junge Leute, die ältere Generationen verstehen wollen. About Schmidt schlägt eine Brücke zwischen den Generationen ohne dabei den Anspruch zu haben, eine Lösung auf Lager zu haben und ohne den Zeigefinger ermahnend zu erheben. Moralinfrei überlässt er es dem Betrachter selbst, seine ganz persönlichen Schlüsse zu ziehen. Ich werd noch ne Menge drüber nachzudenken haben. Auch wenn die "3.-Welt-Patenkind-Prospekte-Verkäuferin" am Ausgang weniger geil war und doch einiges kaputt gemacht hat. Aber dafür kann der Film selbst nun wirklich nix. Diesen
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